Berufsideen für den Klimaschutz
Wie wird man eigentlich Klimaforscher oder -forscherin? Und welche Berufe tragen zum Klimaschutz bei? Wenn sich auch Ihre Schülerinnen und Schüler diese Fragen stellen – lassen sich hier passenden Antworten finden. Zum Beispiel, was Assistenten für regenerative Energietechnik und Energiemanagement tun oder wieso Wirtschaft und Sozialwissenschaften in der Klimaforschung wichtig sind.
Berufsziel: Klimaforschung
Viele naturwissenschaftliche Fachrichtungen tragen zum Wissen über das Klima bei.
Meteorologinnen und Meteorologen beschäftigen sich mit den physikalischen und chemischen Prozessen in der Erdatmosphäre, während im Ozeanografie-Studium die Prozesse in den Meeren im Mittelpunkt stehen. Auch die Geowissenschaften haben viele Berührungspunkte mit dem Erdklima. Da das Interesse am Klimawandel hoch ist, bieten einige Hochschulen inzwischen auch Studiengänge an, die gezielt auf Tätigkeiten in der Klimaforschung und dem Klimaschutz vorbereiten sollen.
Den Einstieg in eine klimawissenschaftliche Karriere bieten vor allem die grundlegenden Bachelorstudiengänge wie Physik oder Meteorologie.
Wer sich jedoch schon im Bachelorstudium gezielt mit dem Klima beschäftigen möchte, kann zum Beispiel an der Technischen Hochschule Bingen den – eher angewandten – Studiengang „ Klimaschutz und Klimaanpassung “ wählen. Alternativ bietet die Universität Freiburg den Bachelorstudiengang „ Umweltnaturwissenschaften “, als Nebenfach können die Studierenden zusätzlich „ Meteorologie und Klimatologie “ wählen. Ebenfalls gut für die Klimaforschung aufgestellt sind Absolvierende des Studiengangs „ Physik des Erdsystems “ an der Universität Kiel. Er kombiniert die drei klimarelevanten Fächer Meteorologie, Ozeanografie und Geophysik.
Viele Universitäten bieten Masterstudiengänge mit Klimaschwerpunkt an.
So zum Beispiel die Universität Augsburg mit dem Fach „ Klima- und Umweltwissenschaften “ oder die Universität Hamburg im englischsprachigen Masterstudium „ Integrated Climate System Sciences “. Das Besondere am Hamburger Ansatz: Neben den klassisch naturwissenschaftlichen Schwerpunkten Physik und Biogeochemie können sich die Studierenden auch mit einem Fokus auf Wirtschaft und Sozialwissenschaften spezialisieren. Mehr darüber erzählt der Leiter des Studiengangs Dr. Ingo Harms im Interview mit Lehrerspezial.
Einsatzfelder für ausgebildete Klimafachleute gibt es viele: Zum Beispiel in der Forschung, aber auch in Behörden, in der Stadtplanung oder in der Politik.
Schulische Ausbildungswege für
ein gesundes Klima
Auch wenn es gelingt, die globale Erwärmung zu begrenzen, wird die Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Emissionsarme Wege der Energieversorgung, Küstenschutz oder Abfallwirtschaft – in vielen Branchen werden schon jetzt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht, die umweltverträgliche Prozesse in Gang setzen und überwachen können. Wer den mittleren Schulabschluss in der Tasche hat und sich beruflich für Umwelt und Klima engagieren möchte, kann zum Beispiel eine Ausbildung an einer Berufsfachschule in Erwägung ziehen – zum Umweltschutztechnischen Assistenten oder zur Technischen Assistentin für regenerative Energietechnik und Energiemanagement.

Umweltschutztechnische Assistenten und Assistentinnen kommen nach der zwei- bis dreijährigen Ausbildung an der Berufsfachschule zum Beispiel in der chemischen Industrie, in Forschungseinrichtungen, Behörden oder auch in der Abwasserwirtschaft unter. Sie entnehmen Luft-, Wasser- oder Bodenproben und analysieren sie. Wer sich bewerben möchte, sollte ein naturwissenschaftliches Interesse mitbringen.
Ein hohes technisches Geschick ist eine gute Voraussetzung, um als Technischer Assistent oder als Technische Assistentin für Energietechnik und Energiemanagement ins Berufsleben einzusteigen.
Wer die ebenfalls zwei- bis dreijährige Ausbildung an der Berufsfachschule abgeschlossen hat, kennt sich mit Wind- und Wasserkraft ebenso wie mit Solarenergie aus. Mit diesem Knowhow können Absolvierende zum Beispiel bei Energieversorgern arbeiten. Oder sie beraten Kunden bei der Erneuerung ihrer Energieanlagen und arbeiten bei deren Installation mit.
Gut zu wissen: Wer nach der Ausbildung noch höher hinaus will, kann zeitgleich an der Berufsfachschule auch die Fachhochschulreife erwerben und im Anschluss ein Studium aufnehmen.

Interview: Wege in die Klimaforschung
Seit 2009 bietet die Universität Hamburg den Masterstudiengang „Integrated Climate System Sciences“ an. Jedes Jahr beginnen hier 20 Studierende das zweijährige Studium in englischer Sprache. Dr. Ingo Harms koordiniert den interdisziplinären Studiengang am Hamburger Klima-Exzellenzcluster.
Im Interview mit der Lehrerspezial-Redaktion erzählt der Ozeanograf, wie der Berufseinstieg in die Klimaforschung gelingt und wieso neben mathematischem und physikalischem Wissen auch sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse in der Klimaforschung wichtig sind.
Lehrerspezial: Wer hier anfängt, hat ja bereits einen Bachelor in der Tasche. In welchen Fächer haben sich Ihre Studierenden für das Masterstudium qualifiziert?
Dr. Ingo Harms: Unser Studiengang heißt ja „Integrierte Klimawissenschaften“. Das heißt, dass wir uns mit allen Disziplinen und Aspekten der Klimawissenschaft befassen und nicht nur mit den Kernfächern wie Meteorologie, Ozeanografie oder Geologie. Wir beschäftigen uns zum Beispiel auch mit sozialwissenschaftlichen Fragestellungen, mit Ökonomie, Geografie und Klimakommunikation.
Trotzdem haben wir vor allem Zulauf aus den naturwissenschaftlichen Kernfächern, also physikalische Ozeanografie, Meteorologie, aber auch Mathematik und Physik. Das liegt vor allem daran, dass die Studierenden Kenntnisse in Mathematik und Physik nachweisen müssen – darauf baut das Grundverständnis für das Klimasystem auf. Wenn man diese Fächer nicht beherrscht, kann man unseren Studiengang nicht bewältigen.
Welchen Rat kann Abiturientinnen und Abiturienten für die Wahl ihres Studienfachs geben werden, wenn sie später in die Klimaforschung gehen wollen?
Sie sollten genau schauen, wo ihr Grundinteresse liegt. Wenn man sich zum Beispiel stark für Chemie oder Physik interessiert, dann sollte man das auch studieren. Mit beidem kann man später gut in Richtung Klimawissenschaften gehen. Ich empfehle vor allem, sich im Bachelor noch nicht zu sehr zu spezialisieren, sondern ein klassisches Grundfach zu studieren.
Damit ist man breiter aufgestellt und es stehen einem im Master viele Fächer offen. Zum Beispiel können Sie von der Chemie aus in die Biogeochemie gehen und dort die Kreisläufe im Geosystem untersuchen, etwa den Kohlenstoffkreislauf. Als Physiker oder Physikerin können Sie beispielsweise in den Bereich der numerischen Simulation gehen.
Welche mathematischen Teilgebiete spielen in der Klimawissenschaft eine besonders große Rolle?
Sinnvoll ist insbesondere die Differential- und Integralrechnung, weil das für die numerische Mathematik eine sehr große Rolle spielt.
Die numerische Mathematik ist die Grundlage sämtlicher Modellrechnungen in den Klimawissenschaften – die gesamte naturwissenschaftliche Klimaforschung fußt auf diesen Modellierungen.
Wie läuft es ab, wenn man sich in Ihrem Studiengang spezialisieren möchte?
Wir bieten drei sogenannte Neigungsrichtungen oder Tracks an: Physik, Biogeochemie sowie als dritten Schwerpunkt Sozialwissenschaften und Ökonomie.
Studierende können sich bei Interesse in einer einzigen Neigungsrichtung vertiefen. Genauso ist es aber möglich, dass sie breiter aufgestellt bleiben und sich für zwei Schwerpunkte entscheiden. Studierende, die nach dem Master noch promovieren wollen, wählen häufig eine einzige Richtung aus. Andere, die eher in den Bereich der Klimakommunikation oder in die Beratung gehen wollen, stellen sich oft breiter auf.
Wo kommen Ihre Absolventinnen und Absolventen nach dem Studium unter?
Das ist sehr vielfältig. Mehr als die Hälfte bleiben in der Wissenschaft und streben eine Promotion an. Von den übrigen sind einige zum Beispiel in NGOs tätig, also Beratungsorganisationen, die sich mit Umweltfragen befassen. Viele Firmen benötigen ja Beratung, zum Beispiel für Standorte im Ausland oder bei klimaangepassten Produktionsspezifika. Andere gehen in den großen Bereich der Klimakommunikation oder in den Journalismus.
Ebenso sind Klimaexperten und -expertinnen in politischen Organisationen oder Regierungsorganisationen gefragt. Zum Beispiel gibt es überall Klimabüros, die sich regional mit der Klimaveränderung befassen und Beratung anbieten. Hier ist klimawissenschaftliches Wissen nötig, aber auch eine hohe Kommunikationsfähigkeit.
Was macht ein Klimabüro?
Alle Bundesländer betreiben eigene Klimabüros. Sie beraten zum Beispiel Interessensgruppen oder Gemeinden. Der Klimawandel wird ja meistens global berechnet und vorhergesagt.
Klimabüros brechen das auf ihre Region herunter. In Schleswig-Holstein kann ein regionales Klimabüro zum Beispiel berechnen, wie sich der Niederschlag im Bundesland entwickelt: Wird er zu- oder abnehmen? Werden die Sommer in Zukunft feuchter? Ein Klimabüro in Süddeutschland beurteilt etwa, wie sich das Klima in den Alpen verändern wird: Wie entwickelt sich die Gletscherschmelze und was bedeutet das für die Skigebiete, den Tourismus oder die Landwirtschaft?
Wenn so viele Studierende in der Wissenschaft bleiben – ist da nicht bald der Bedarf gedeckt?
Nein, sicher nicht. Der Forschungsbedarf ist nach wie vor hoch. Er hat sich allerdings ein bisschen verschoben. Die Bereiche, die jetzt in der Wissenschaft sehr stark prosperieren, hat man früher eher als Randbereiche gesehen: Die Sozialwissenschaften und die Ökonomie. Heute sind sie von zentraler Bedeutung, weil sie sich mit der Frage befassen, wie wir in Zukunft mit dem Klimawandel leben werden. Wie werden unsere Gesellschaften oder unsere Städte aussehen, wenn sich das Klima um zwei oder drei Grad erwärmt hat?
Auch in der Grundlagenforschung sind noch Fragen offen. Obwohl das Große und Ganze schon recht bekannt ist, werden immer noch kleinere Mosaiksteinchen dem Wissen hinzugefügt. Dieses Wissen nun umzusetzen in gesellschaftliche Entwicklungen und Zukunftsszenarien, das ist im Moment der Hotspot der Klimaforschung. Hier werden nach wie vor sehr viele Nachwuchskräfte benötigt.